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Schikkimikki Zinedistro & Library Deep Dive

Courtesy Schikkimikki Zinedistro & Library

Deep Dive

Impossible Library: Wie kommt es zu eurem Bestand?

Schikkimikki: Unser Bestand erweitert sich aus mehrerlei Gründen vor allem über Zinespenden. Manchmal machen wir da Aufrufe, aber eigentlich eher selten. Das schöne ist, dass wir eigentlich so eine Öffentlichkeit erreicht haben, die das unaufgefordert macht. Einer der umfangreichsten und schönsten Spenden der letzen Monate war von Colorama, die aus ihrer eigenen Sammlung viele hammerschöne Zines gespendet hat. Ähnlich funktioniert das mit unseren “zine-igeren“ Zines und damit meine ich unsere fotokopierten Zines. Leute bringen ihren Privatbestand, ich glaube unser ältestes Zine is 1982, einfach hierher oder schicken ihn, wir hatten auch schon eine anonymer Packet aus Belgien voller richtig schicker, alter Zines bekommen. Dann gibt es eben Menschen, die uns regelmäßig ihre neuesten Zines schicken. Über die freuen wir uns halt auch, da ist so eine schöne Beständigkeit dabei. Aber tatsächlich ist unsere größte Einnahme an Spenden, das wir hier Workshops veranstalten, für die wir auch Material und Anleitung stellen. Entweder machen wir das selber oder wir holen einen Gast dazu. Die Spenden für die Teilnahme an den Workshops finanziert uns die Miete. Vielmehr ist bei unseren Einnahmen gar nicht gewollt. Wenn wir die Miete drin haben, dann freuen wir uns. Passiert nicht so häufig.

IL: Wie finanziert ihr euch?

SM: Jetzt hatten wir diesen Einbruch der uns echt den Boden unter den Füßen weg gezogen hat. Weil wir über Monate null Spenden durch Angebote hatten, wir haben aber sehr treue Spender*innen, die uns auch ohne Angebot spenden, wofür wir übelst dankbar sind. Es war eben kurz nach Hungry Eyes und bei Hungry Eyes ist der Großteil unserer Spenden reingekommen für dieses Jahr. Dort bekommen wir viele neue Bibliotheksmitglieder, die dann auch spenden. Deswegen gab es bei Instagram auch eine kleine Support-Kampagne. Dieses T-Shirt was es da gibt, das gab es schon auf dem Hungry Eyes. Es ist von Nino Bulling und Shumsik, die haben das designed und die supporten uns schon seit dem ersten Tag und helfen uns schon immer. Die haben für die Ausbügelung dieses Einbruchs, diese T-shirts neu aufgelegt. Das andere was wir machen, ist so eine kleine Spendenkampagne, dazu aufrufen eine monatliche Spende von 2 Euro einzurichten und man bekommt dann ein kleines Zine als Dankeschön. Das lässt uns überleben, wenn wir so kleine regelmäßige Spenden, mit denen man so kalkulieren kann bekommt.

Jetzt hatten wir diesen Einbruch der uns echt den Boden unter den Füßen weg gezogen hat.

IL: Wer sind eure Vorbilder?

SM:Vorbilder gibt es mittlerweile viele, wir haben eigentlich im Laufe unserer Existenz viele Zine Bibliotheken kennengelernt, zum Beispiel gerade bin ich dabei mir anzuschauen wie die Glasgow Zine Library arbeitet, weil die so cool organisiert wirken. Vorbilder von denen wir wirklich gelernt haben, ist zum Beispiel die Komikbibliothek Renate, die ja so voll die Instanz in einer bestimmten Berliner Subkultur ist und von Auge Lorenz haben wir richtig viel gelernt was so basic Organisation angeht: Was dürfen wir hier und was dürfen wir nicht und wie gründet man einen Verein. Wir kommen ja beide aus einem Verlag was einfach ein ganz anderer Arbeitshintergrund ist. Von der Renate haben wir richtig viel gelernt. Über Zines selber haben wir viel vom Archiv der Jugendkulturen gelernt. Was auch eine Connection ist, die immer noch besteht, mit denen wir auch viel zusammen machen und austauschen.

IL: Gibt es Entwicklungen?

SM: Ich glaube wenn man sich jetzt so die Entwicklung von Zines ankuckt dann ist heute ein Großteil der Zines, die heute entstehen, kommen aus einer sehr künstlerischen Ecke, da können wir über verschiedene Begriffe diskutieren was ist Kunst, was ist Design und so weiter? Aber im Gegensatz zu den Ursprüngen von Zines, die sich auch mit einer bestimmten Anti-Ästhetik befasst haben oder dann ein bisschen später sehr politisch wurden, finde ich schon das man unserer kleinen Sammlung eine bestimmte Entwicklung sehen kann. Alleine die Materialien, die verwendet werden. Ganz alte Zines, da hat man super kreative Ausreißer wie zum Beispiel Papierrollen und kleine gefaltete Objekte, aber schon das A6 schwarz-weiß Zine als Basis für alles. Mit der Zeit, als sich das Zine mehr Raum in der Kunstszene genommen hat, geht es vielmehr in Richtung experimentelle Drucktechniken. Wenn man jetzt von der Wiedergeburt des Risos spricht dann geht das auch einher mit dem Begriff Zine, weil das ist eben wofür der Riso vor allem genutzt wird. Das ist so eine Entwicklung, die man relativ einfach ohne groß wissenschaftlich beobachten kann und dann wenn ich mich so auf die Berliner Szene beschränke, sage, dass mehrere Strömungenparallel laufen. Ich finde in der feministischen und querfeministischen Szene setzt das Zine sich immer mehr durch: das Zine als Safe-Space. Zines, die so im Kunsthochschulenrahmen stattfinden, verkörpern für mich was anderes als Zines, die mit einem sehr persönlichen Thema wie der eigenen Sexualität oder der eigenen Repression befassen. Die haben eben eine andere Ästhetik, weil sie einen anderen Schwerpunkt haben.

Zines, die so im Kunsthochschulenrahmen stattfinden, verkörpern für mich was anderes als Zines, die mit einem sehr persönlichen Thema wie der eigenen Sexualität oder der eigenen Repression befassen.
Courtesy Schikkimikki Zinedistro & Library

IL: Wie macht man einen Safe Space?

SM: Wir würden uns vielleicht nie als Safe Space sondern immer vielleicht als Safer Space bezeichnen oder wir versuchen einer zu sein. Wir versuchen zu kommunizieren, dass wir offen sind dafür kritisiert zu werden. Wir sind immer noch in unseren Privilegien manchmal ein bisschen dumm. Auch beim katalogisieren, sind wir immer darauf angewiesen uns Feedback von Außen reinzuholen, eher halt zu vorsichtig. Was wir immer hinterherschieben: Wir sind ein nicht-kuratierter Space. Wir würden niemals sagen das wir ein Zine aus bestimmten Ästhetischen Gründen nicht in unserer Sammlung haben wollen, aber natürlich würden wir nie wissentlich ein Zine was respektlos oder diskriminierend ist, zeigen. Trotzdem geht uns manchmal was durch die Lappen, aber das soll gar nicht apologetisch sein sonder deswegen können wir auch niemals behaupten, dass wir ein Safe Space für alle sind. Wir hoffen ein Safer Space zu sein, und wir hoffen, dass die Leute auf uns zukommen und uns da unterstützen können und uns was beibringen können.

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