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16. Mai. 2021

Schikkimikki Zinedistro & Library Profile

Profil

Impossible Library: Wer ist Schikkimikki?

Schikkimikki: Ich bin Leona von der Schikkimikki Zine Library. Wir heißen in voller Länge Schikkimikki Zinedistro & Library. Wir identifizieren uns mittlerweile als Zinebibliothek wobei wir den Distro-Part zwar verkleinert, aber immer noch nicht ausgeblendet haben, weil wir auf vielen Levels als Zineschnittstelle funktionieren. Man kann bei uns Zines anschauen und ausleihen, teilweise auch erwerben und tauschen. Im Besten Fall gegen andere Zines. Matti und ich stemmen das hier zuzweit und teilen uns die verschiedenen Verantwortlichkeiten. Er macht gerade viele wichtigen Sachen, gerade bei den Veränderungen in der Pandemie. Während ich mich viel mit der restlichen Orga befasse und auch mit Spenden annehmen, koordinieren und so weiter. Wir sitzen hier in einem kleinen Raum von ungefähr 22 Quadratmetern. Seit dem Umbau haben wir ein paar Quadratmeter verloren, also kommt es grad hin mit 22. Im Moment haben wir eine Sammlung von ungefähr—ich gebe direkt zu, dass wir das ganze noch nie gezählt haben—obwohl wir eine Excell-Tabelle haben mit allen Titeln— 1600 Zines haben. Wir haben voll viel in den letzen Monaten bekommen. Überall steht hier eine Box mit Zines, die noch nicht bei uns quasi gelistet wurde. Wir haben überschlagen und gekuckt welches Genre bei uns überwiegt und sind ungefähr auf diese Zahl gekommen.

IL: Was war eure erste Publikation?

SM: Das ist ja schade, jetzt haben wir gar keinen konkreten Titel. Unsere Bibliothek hat ja damit angefangen, dass wir unsere beiden Zinesammlungen einfach zusammen getan haben und dachten, warum soll dass jetzt unsere Privatsammlung sein, da sind so viele Sachen dabei an die man so sonst nicht kommt, warum können wir die nicht zugänglicher machen? Ich glaube das erste Zine, dass wir mit einem Bibliotheksstempel versehen haben, war ein Zine von Tiny Masters, das Minikollektiv aus Leipzig von Anna Haifisch und James Turek.

IL: Und eure Letzte?

SM: Vielleicht müssen wir über das Anschaffen sprechen. Wir machen das eher selten. Wir machen das schon noch aus der Passion heraus: Diese Person müssen wir unbedingt kontaktieren, das brauchen wir auf jeden Fall! In der letzten Zeit bekommen wir ganz viel geschickt. Entweder Privatsammlung oder von Zinemacher*innen ihre Neuesten. Ich glaube das Neuste ist dieses “Sayonara” aus Freiburg von The Ugly Cat Collection. Sehr minimalistisch illustriert. Wenn das unter Anschaffung fällt, wäre das, das letzte was wir in unsere Sammlung aufgenommen haben. Das letzte was wir konkret angeschafft haben war auf unserem Zine Festival: Hungry Eyes und war von Maja Björk Let Yourself be Uncomfortable.

Unsere Bibliothek hat ja damit angefangen, dass wir unsere beiden Zinesammlungen einfach zusammen getan haben und dachten warum soll dass jetzt unsere Privatsammlung sein, da sind so viele Sachen dabei an die man so sonst nicht kommt, warum können wir die nicht zugänglicher machen?

Courtesy Schikkimikki Zinedistro & Library

IL: Wie sortiert ihr?

SM: Diese Sortierung ist ja so ein Sache über die man lang und viel diskutieren muss. Wir haben uns am Anfang bewusst entschieden es nicht zu machen. Man kann sagen, dass wir es uns einfach gemacht haben und haben uns damit am Ende dazu entschieden, dass wir uns nicht in der Lage und der Position sehen jedes Zine in eine eigene Kategorie zu stecken. Bei einer kleinen Sammlung ist das auch einfacher. Und jetzt mit dem Umbau aber auch mit der Erfahrung das viele Leute, die hier hereinkommen bisschen überwältigt damit sind, dass hier so viele Hefte sind. Wo fange ich denn an? In dem Rahmen haben wir uns entschieden so zurückhaltend wie es geht die Zines einzuteilen. Wir haben uns teilweise erlaubt oberflächlich einzuteilen, was immer viel einfacher ist, als den Inhalt zu kategorisieren: Dies hier sind alles Comics, dies hier sind Kollagen, dies hier sind Fotozines. Wenn Leute auf der Suche nach sowas sind, versuchen wir das immer zur Sprache zu bringen, das es überall Überschneidungen gibt.

Ich glaube das Zines einem da etwas erlauben was anderen Bibliothekssystemen analog oder digital nicht funktioniert. Weil es selten passiert, das nach einem Individuum gesucht wird, sondern Menschen die hier herkommen und mit dem Zine als Medium befassen wollen, sind meistens offen für eine ganze Bandbreite. Deswegen hatten wir erst ganz selten, diese Situation, dass jemand hier war und gesagt hat: Ich möchte dieses Zine. Und wenn ja, lass mal hinsetzen wir müssen das mal suchen.

Ich glaube das Zines einem da etwas erlauben was anderen Bibliothekssystemen analog oder digital nicht funktioniert.

Es gibt mehrere Gründe dafür: Teilweise haben wir viel darüber gesprochen: Warum? Warum müssen wir das eigentlich machen? Warum wird es von uns verlangt ein bestimmtes Ordnungssystem reinzubringen. Aber zum Teil ist es, dass wir einfach ein Experiment wagen wollten, ein Non-Profit Raum, der uns Freiheiten geben soll, die wir vielleicht in Lohnarbeitsleben oder oft genug im restlichen Leben nicht haben, sodass wir dachten: vielleicht können wir das System auch sich selber entwickeln lassen. Wir haben ja die Zeit. Warum können wir nicht erstmal kucken, was sind die Bedürfnisse von uns und was sind die Bedürfnisse von Menschen, die hier herkommen. Oder fühlen die sich auch bevormundet von einer bestimmten Kategorisierung? Das gilt auch für nicht nur die Zine-Konsumentinnen sondern auch für die Zinemacherinnen. Es ist halt schwierig ein Zine einzuordnen, ohne mit der jeweiligen Person zu sprechen, die es gemacht hat.

Natürlich kommen wir jetzt durch die Pandemie an Grenzen, die uns vor zwei Jahren noch nicht bewusst waren, weil wir bis dahin ein komplett analoges System waren. Jedes Zine steht auf einer Liste, wir registrieren jede Spende, aber unser Ausleihsystem war analog. Wenn du aber hier in einer Pandemie sitzt und Leute können hier nicht stöbern, an dem Punkt sind wir jetzt und da macht Matti ganz viel zu Radical Cataloguing. Wir haben uns verschiedene Open Source Systeme angeschaut mit denen man katalogisieren kann und Schlagwörtern wie: Daten Online und Datenschutz befasst. Gerade bei Zines, wo Zines so eine Art Safe Space abseits vom Internet statffinden ist das notwendig. Wenn du aber einen Online Katalog hast, dann fällt das Weg, weil dann sitzt du ja da im Internet. Es ist tricky Business und das führt uns dazu an eine Kategorisierung zu denken, an die wir vorher nicht denken wollten.

Gerade bei Zines, wo Zines so eine Art Safe Space abseits vom Internet statffinden ist das notwendig.

IL: Wer sind eure Leser*innen?

SM: Man stellt sich ja immer die Frage, wen möchte man erreichen und wen erreicht man und gibt es da vielleicht eine Schnittmenge, weil man sich natürlich wünscht viele Menschen zu erreichen, möglichst barrierearm zu sein, und am Ende merkt man, dass das eine relative naive Sicht auf das eigene Zielpublikum ist. Gerade wenn man so ein sehr, sehr, kleiner Nichenort ist wie wir.
Wir machen ja quasi keine Öffentlichkeitsarbeit und versperren uns dem auch so ein bisschen Mal mehr und Mal weniger freiwillig. Also unser Angebot hier wird vor allem genutzt von Menschen aus der Zine Szene. Wir haben ganz viele Leute, wenn jetzt Mal gerade keine Pandemie ist, die zum Beispiel Touristen sind, die genauso wie ich googeln: sind hier Zineorte und sich dann freuen ohne uns zu kennen oder Vorwissen hier auftauchen. Dann gibt es das Publikum, dass wir uns erschließen durch unser Machangebot. Im nicht Pandemiefall bieten wir hier regelmäßig, Abende oder Nachmittage an, an denen man sich mit “Was ist ein Zine und wie mache ich ein Zine?” befasst. Damit erreichen wir auch Leute, die sonst einfach nicht bisher die Chance hatten dieses Medium kennen zu lernen, weil es ja eben bis vor kurzem noch sehr abseits vom Mainstream und mittlerweile in einer relativ akademisierten Szene einen Begriff findet und zwar in einer bestimmten akademischen Szene, da geht es viel um Kreativintellos und letzendlich hoffen wir mit unserem Workshopangebot ein paar jüngere Menschen zu erreichen, die eben das Zine so als eigenes Outlet kennen lernen können. Das ist ein bisschen so ein Auftrag, den wir uns auf die Fahne geschrieben haben. Da feilen wir noch an unserem Workshopkonzept, damit wir eben nicht so ein exklusiver Raum sind. In der Nachbarschaft sind wird das auch nicht. Wir sind hier relativ gut angenommen, es kommen immer wieder Mal Leute vorbei, die eigentlich mit dem Medium selber gar keine Berührung hatten, die es aber irgendwie mögen, dass das ein seltsamer Ort ist, in der Nachbarschaft mit denen sie sich mit etwas neuem konfrontieren können. Aber am Ende ist es dann doch so, das vor allem Zine Menschen unser Angebot nutzen.

Courtesy Schikkimikki Zinedistro & Library

Link zu: Deep Dive mit Schikkimikki

Instagram: schikkimikki_zinedistro


Schikkimikki e.V. Stuttgarter Straße 60
12059 Berlin

Interview Nina Prader

Support: Ina Römling, Torben Körschkes, Annika Dorau, Urs Spindler, Malte Spindler

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