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21. Jul. 2021

Labern mit dem stonekollektiv

“Hi Du!
Kennst du eine Telefonnummer auswendig?”


Während ihres 1-wöchigen Arbeitsaufenthalts hat das stonekollektiv (Julia Nitschke und Caroline Anne Kapp) performative Ansätze erprobt um die Library zu erkunden. Daraus sind “Handlungsanweisungen” entstanden, denen die Besucher*innen folgen können. Durch persönliche Erinnerungen werden individuelle Zugänge zum Bestand provoziert. Dabei spielt der Zufall eine genauso wichtige Rolle wie subjektive Entscheidungen. Die Telefonnummer wird zum persönlichen Zugangscode.

Impossible Library: Wir freuen uns, dass ihr da seid.

Julia Nitschke: Yaaaay!

IL: Julia Nitschke und Caroline Kapp in der Impossible Library als Residentinnen. Wir fangen an mit einer Teezeremonie. Es stehen vier Gläser auf dem Tisch und in jedem Glas ist ein Sonnenblumenkern.

JN (gießt heißes Wasser ein): Wir sind hier zur Wiederbelebung des Wissens der Impossible Library. Dieser wundervolle Ort ist ja voll mit ganz vielen Schätzen in Form von Magazinen und Heften. Aber leider ist es ja so, dass Bibliotheken und Büchereien oder jede Form, wo gesammeltes Wissen in Buchform drinsteht, dass das erst aktiviert werden kann, sobald ein Außen oder ein Körper hinzukommt und daraus vorliest. Und deswegen sind wir hier. Wir lesen.

Caroline Kapp: Und wie ihr seht fließt aus diesen Teebeuteln auch sehr, sehr viel Wissen in die Umgebung.

IL: Wissen, das wir trinken können.

JN: Das ist ein Digital Detox Tea. Hier in der Library braucht man sein Handy ja nicht so viel. Man ist umgeben von Magazinen und Heften.

IL: Wir durften gerade schon erleben wie ihr die Library angegangen seid. Vielleicht können wir anfangen, übers labern zu sprechen. Ihr arbeitet zusammen als stonekollektiv und das Labern ist eine eurer künstlerischen, performativen Methoden, Herangehensweisen. Wie würdet ihr das nennen? Könnt ihr erzählen, was labern ist?

CK: “Labern” ist ein altdeutsches Wort für Kladde. Ein loser Zettelzusammenhang, gebundenes Dingsibumsi. Das hat Eva Busch, eine sehr kluge Person und auch mal unsere Dramaturgin und Performancepartnerin für uns recherchiert. Daher haben wir die Wortherkunft zur Hand. Wir wissen, dass es daher kommt, aber für uns ist labern auch etwas casual-everyday-mäßiges.

JN (lacht): Was ich mit labern frei assoziiere ist ein freies Assoziieren. Auch Zusammenhänge zu erlabern oder erdenken, die auf den ersten Blick nicht so offensichtlich sind, gehört dazu.

CK: Es ist auch etwas, was man immer nebenbei macht. Man labert sich ja die ganze Zeit durch seinen Alltag. Man liest zusammen Artikel, dann labert man darüber, dann spielt man ein Lied zwischenrein, das dann auch irgendwie damit zusammenhängt, weil einem was dazu einfällt und dann haben wir irgendwann überlegt, es wäre doch super, das mal im Museum zu machen. Und seitdem ist es Kunst. Ganz klassisch.

JN: Ich glaube, was auch noch beim Labern reinspielt ist, dass es sehr niedrigschwellig ist. Es ist kein Vortrag und man ist eher überrascht, wenn man in unseren Performances sitzt, dass da auch Inhalte übermittelt werden. Das ist unsere charmante Art unangenehme Fakten oder Begebenheiten in Bezug auf Deutschland mit unserem Publikum zu teilen.

IL: Das finde ich interessant, weil meine ersten Assoziationen zu Laben, wahrscheinlich wie bei vielen Leuten, eher negativ konnotiert sind. Vor allem muss ich an so etwas denken, wie, dass es keine Argumente gibt. Und wenn man dann über Populismus nachdenkt und Verschwörungen und all sowas, dann sind das eigentlich Dinge gegen die ihr anlabert. Schlagt ihr den Populismus mit seinen eigenen Waffen?

CK: Es ist wie immer super viel. (lacht) Nee, ich weiß nicht, für uns würde glaube ich besser passen, dass das komisch ambilvalent ist. Wir haben super billigen Nagellack auf den Fingern, finden es geil und trotzdem versuchen wir Kapitalismuskritik zu üben. Und so verstehen wir labern. Also auch, dass man sich selbst nicht rauslassen kann. Das kommt aus den feministischen Kämpfen und Strömungen, die es zum Glück vor uns schon gab, bei denen das Private sowieso immer politisch ist. Daher kommt diese Praxis. Wir reden jetzt bei einem Detox Tea darüber, dass wir den halben Morgen bei Instagram verbracht haben. Ja… auch erzählenswert. Aber auch Laberei.

JN: Ich habe auch nicht daran gedacht, dass wir uns eine Strategie von Populist:innen zu eigen machen, sondern eher, dass es darum geht eine Art des Redens und Denkens zu finden, die möglichst wenige Barrieren aufmacht. Es ist eh schon so, dass Kritik an Deutschland zu üben… also wer hört da gerne zu? – Spoiler: Nicht so viele. Es ist ja auch sehr unangenehm, weil wir auch in diesem Land leben und es uns alle betrifft. Wir mäandern uns dann da so durch und dann macht es auch Spaß dem zu Folgen und zu denken: Hä, wie kommen die denn jetzt da drauf? Man ist von der Technik abgelenkt, glaube ich. Von der Labertechnik. Und dann ist man überrascht, dass diese Erkenntnis kommt. Denn es ist schon auch alles recherchiert und nicht komplett ausgedacht. Es gibt Anekdoten aus unserem Privatleben, die wir dann ein bisschen blumiger erzählen, damit die Geschichte besser wird. Aber das ist ja auch Kunstfreiheit. Alles andere was wir so kritisieren, wenn es um Deutschland und die Nazivergangenheit Deutschlands geht, das stimmt so. Das kann man nachrecherchieren.

IL: Überrascht ihr euch auch gegenseitig dabei oder auch mal euch selbst?

JN: Schon, ja.

CK: Eigentlich macht es am meisten Spaß, wenn man die andere Person irgendwohin treibt oder labert. Wir waren einmal auf einem Symposium eingeladen und da sollten wir eigentlich auch, wie hier, strukturiert darüber sprechen was wir machen. Das hat bis zur Hälfte funktioniert mit vorbereiteter Power Point Präsentation, zum Rednerpult gehen, reden, sitzen und Leute schreiben sich Notizen auf und dann hat eine von uns von Christiane Rösingers “Was jetzt kommt” abgespielt und auf einmal saßen wir da mit den ganzen Wissenschaftlicher*innen und es gab eine Hymne gegen das Partriarchat. Aber es war nicht vorbereitet. (Alle lachen) Es war natürlich grandios auf eine Art. Damit muss dann die jeweils andere umgehen.

JN: Ich erinnere mich noch an eine Situation auf der Bühne. Da war das Special “Urlaub in Bayern” und tagesaktuell war mal wieder unangenehme populistische Kritik am Islam Thema, die dann einhergeht mit Stereotypen, die in der Bild-Zeitung und anderen furchtbaren Zeitschriften verbreitet werden. Von wegen, dass es da diesen Harem gibt und dass da ein Mann Zehnmillionen Ehefrauen haben kann usw. Und dann hat Caroline mich mit einem Fun-Fact aus Bayern überrascht. Ich kriegs jetzt nicht so ganz auf die Kette, aber es ging darum, dass während der Nazizeit hohe Nazioffiziere neue Gesetze geschaffen haben, mit dem Ziel legal eine Zweitehefrau zu haben.. Im Grunde genommen wurde versucht im katholischen Bayern das zu etablieren, was den anderen Religionen nun angekreidet wird. Wie hieß dieses Buch nochmal?

CK: “Bayern ohne Lederhosen”.

JN: Ein sehr empfehlenswertes Buch. Da gibt es viele Anekdoten aus Bayern.

CK: Das stimmt.

IL: In eurer Bewerbung für die Residency bringt ihr das Labern zusammen mit Fluxus. Könnt ihr ein paar Sätze dazu sagen, was euch daran interessiert?

CK: Gut, dass du das sagst. Wir haben das extra noch einmal bei Wikipedia nachgelesen vor ungefähr einer dreiviertel Stunde. Und sonst hat Julia noch etwas Schönes dazu zu sagen.

JN (lacht): Ich glaube was wir an Fluxus so toll fanden ist: Fluxus heißt ja auch so etwas wie fluide oder es fließt etwas und im Fluxus selber stand oder steht die Idee im Raum, es ist nicht das Material oder ein Gegenstand der im Raum steht sondern die Idee oder das Konzept. Fluxus und Dadaismus sind für mich nah beieinander. Ich weiß nicht, ob das für andere Leute auch so ist, aber da geht es auch darum etablierte Kunst in Institutionen, auf ein anderes Level der Zugänglichkeit zu bringen. Was ich mit Fluxus noch zusammenbringe, ist eine Fluxusgalerie, die es in Bochum gab. Von Inge Baecker. Da ist mir im Kataloglesen klar geworden, dass es im Fluxus sehr viel darum geht Gruppen zu bilden und Gruppenausstellungen zusammen zu machen. In Bochum war es so, dass Wolf Vostell Inge Baecker dazu ermutigt hat diese Galerie aufzumachen. Er hatte dann dort auch seine erste Einzelausstellung und hat dann gesagt, so Inge, jetzt habe ich meine Ausstellung gemacht und jetzt musst du alle meine Friends einladen. Die Idee war einfach sich nicht nur vereinzelt als Künstler:in zu denken, sondern auch untereinander etwas weiterzugeben. Was ich an den Kunstwerken im Fluxus auch total spannend finde ist, dass sie wiederholbar sind. Alle möglichen Menschen oder Künstler:innen können es nachmachen.

CK: Die Fluxusbewegung geht einher mit einer Kritik an den klassischen Bildformaten. Also alles was auf dem Kunstmarkt leicht in Geldwerte umzuwandeln ist. Und der Materialwert unserer Kunst ist, weiß ich nicht, hier in der Library liegt der vielleicht bei 20,00 EUR. Wenn das jemand haben will, gerne. (lacht) Es ist immateriell, man kann es weitererzählen und so auch im Sinne des Fluxus, wie Julia meinte, wieder aufführen – , einfach zu verbreiten, schwer verkäuflich.

IL: Man könnte das gut zusammenfassen als ephemere Praktiken. Sowohl das Labern, als auch Fluxus und das Reisen, das bei euch ja auch Teil der künstlerischen Praxis ist. Und gleichzeitig steckt vieles von dem, was ihr gesagt habt auch in Magazinen. Wenn man die als Periodika denkt, dass sie dann im nächsten Monat überholt sind teilweise, man sich aber auch korrigieren, einen anderen Standpunkt einnehmen kann und die Reproduktion auch bei der Zinekultur z.B. eine wichtige Rolle spielt. Was hält diese ephemeren Praktiken, die ja nicht wirklich materiell verhaftet bleiben, zusammen? Was bildet sich da? Wie entwickelt sich das über die Zeit? Eine schöne Antwort war gerade ja schon, dass sich Netzwerke bilden, wie du das beschrieben hast Julia.

CK: Eine mögliche Antwort oder eine Frage, die ich mir stelle ist: Wie schafft man einen Resonanzraum oder eine Aufmerksamkeit oder ein intensives Erleben von einem ephemeren oder flüchtigen Text oder Material? Darum kreisen unsere Anleitungen. Es ist eine Frage, die uns sowieso beschäftigt: Wie kann man Aufmerksamkeit erzeugen? Das ist ja auch die Frage in noch viel ephemereren Informationskanälen, die wir täglich nutzen. Da würden mich auch eure Antworten interessieren, weil ihr ja auch schreibt, dass die Praxis des Publizierens eine Frage ist. Als Menschen die Hefte oder Magazine gestalten ist ja auch eine Frage, die man sich ständig stellt: Wie publiziert man das? Wie gestaltet man das? Es sind ganz andere Fragen, die einen zum Arbeiten anhalten, in einer ephemeren Kunstform. Dass man sich immer wieder ganz viele Fragen neu stellt, die sich andere Arbeiten mit einer anderen Zeitdauer anders stellen.

IL: Mich treibt jetzt nicht der Gedanke an, wie die IL oder die Praktik im Mainstream landet. Das ist nicht das große Ziel. Es geht ja immer um dieses Dazwischen. Also wen erreicht es wann? Wer kann dann was damit anfangen? Dieses dazwischen arbeiten ist auch beim Magazine Publizieren fast ausschlaggebend. Diese Gegenöffentlichkeiten zu schaffen, die eine Identifikation mit anderen Sachen ermöglichen, als sie vielleicht im Mainstream erlaubt sind.

CK: Ich dachte gerade: Beim Labern, wie Julia es beschrieben hat, stolpert man über einen Weg zu einem Thema und erzählt von der eigenen Familiengeschichte, will aber eigentlich auch über Rassismus in Deutschland sprechen und das verwebt sich und dann kommt man zu einem Punkt. Wenn ich irgendwo stehe oder unterwegs bin, mir ein Magazin geholt habe und ich blättere da durch, gibt es manchmal dann diese Situationen wo ich denke, ah, das trifft mich total unvorbereitet. Es ist visuell so interessant oder so aufgearbeitet oder so konzentriert, auch weil es einen vielleicht in diesem Moment erreichen muss, und dann passiert da etwas „anderes“. Es kann einen schnell rausreissen. Auch wenn man es gleichzeitig wieder schnell zuklappen kann. Kennt ihr die Glue Magazine?

IL: Ich nicht.

CK: Das ist ein Magazin, ich glaube das wird von Designer:innen aus Norwegen herausgegeben und ist so wie die Dummy Hefte, jede Ausgabe komplett anders gestaltet. Es nimmt sich immer aus feministischer Perspektive ein Thema vor. Body, Identity, Economy, Insurance oder so. Das fällt mir gerade als ein Beispiel ein, wo mir das schon ein paar Mal passiert ist.

IL: Könnt ihr erzählen, wie ihr mit der Bibliothek gearbeitet habt? Wegen Corona konnten bisher nur wenige Leute die Bibliothek besuchen, deswegen sage ich das noch einmal kurz: Es ist momentan so, dass die Magazine keiner von uns vorgegebenen Sortierung folgen. Die sind lose ins Regal gestellt, wenn man so will. Da seid ihr drauf getroffen. Also: Wie habt ihr angefangen? Wie habt ihr damit gearbeitet? Was habt ihr gemacht?

JN: Mein erster Umgang damit war, mich treiben zu lassen. Ich habe mir sehr viele Buchrücken durchgelesen. Es gibt auch immer mal wieder Displays, wo die Magazine mit dem Cover sichtbar liegen. Dann habe ich gemerkt, ich komme auch gar nicht viel weiter, weil ich ziemlich schnell immer ein interessantes Magazin in der Hand hatte. Und deswegen hatte ich den Eindruck unser erste Umgang war: ok, wir können hier auch einfach eine Woche länger bleiben um überhaupt erstmal ein Magazin durchzulesen. Ich bin ein großer Fan vom Zufall und gleichzeitig denke ich auch, dass es Zufälle nicht gibt. Aber in dieser Spannung liegt unsere Handlungsanweisung. Es gibt schon eine Art von Idee, der man folgen muss, damit man zu dem Magazin kommt, das für die Person bestimmt ist. Und gleichzeitig ist es nach außen total zufällig, welches Magazin dir in die Hände fällt. Das finde ich spannend und befreiend, dass es in eurer Bibliothek keine Kategorien gibt. Wir hatten auch überlegt, ob wir die Kategorisierung für euch machen, mit freshen categories, die wahrscheinlich dann auch wiederum nichts kategorisieren. Aber dann haben wir uns dagegen entschieden, weil eigentlich finde ich cool, dass es das nicht hat.

IL: Könnt ihr beschreiben, wie eine Handlungsanweisung funktioniert?

CK: Man liest ein Booklet oder Zine, das wie ein Schlüssel den Zugang über persönliche Daten in die Library ermöglicht. Es kann an deine Kontonummer geknüpft sein, an deine eigene Telefonnummer oder eine Telefonnummer, die du noch erinnerst. Und diese Zahlen haben wir so in eine Anleitung eingefügt, dass sie dir eine Regalbrettnummer und auch bestimmte Hefte in bestimmten Reihen zur Verfügung stellen, die du dann teilweise liest, teilweise jemand anderem davon erzählst oder auch nichts. [lacht] Du kannst immer nein sagen. Du wirst nicht gezwungen.

JN: Ja, wir haben eine Handlungsanweisung für die Besucher:innen geschrieben und der kann gefolgt werden.

Manuals for approaching the stack of Impossible Library. stonekollektiv, 2021.

IL: Welche Rolle spielt der Raum der Impossible Library dabei?

JN: Der hält das ganze.

[alle lachen]

IL: Es klang schon öfter an: Zum Schluss möchten wir mit euch über das Verhältnis von Zugang und Inhalt sprechen. Man könnte die jetzt gegeneinander ausspielen und sagen, ihr schafft Zugänge, aber die Inhalte der einzelnen Magazine sind vielleicht gar nicht so wichtig dafür. Aber muss man vielleicht auch nicht. Wie geht ihr mit diesem Verhältnis um? Hängen die für euch zusammen? Welche Rolle spielt Zugang generell in eurer Arbeit und insbesondere hier?

JN: Zugänge spielen eine sehr, sehr große Rolle. Das kommt vielleicht auch daher, dass ich in Bochum mit befreundeten Künstler:innen auch einen Raum habe, ein Gemeinschaftsatelier [→ Atelier Automatique], wo wir Veranstaltungen machen. Da haben wir uns sehr viel Gedanken gemacht, wie wir die konkrete Nachbarschaft mit einbeziehen können. Das ist für mich wichtig, wenn man in einem Viertel ist, dass man sich auch umschaut, wer ist hier eigentlich? Jetzt habt ihr leider eröffnet als Corona war, das ist the most impossible situation um die Nachbarschaft kennenzulernen. Ich glaube es ist auch manchmal nicht zu unterschätzen, wen man in der eigenen Bubble erreicht und wen nicht. Und deswegen fliessen in unsere Handlungsanweisungen, über Bande gespielt, kleine Verweise ein, wie man das Außen erreichen kann. Dadurch, dass wir uns z.B. entschieden haben eine Nummer, die man auswendig kann, aufzuschreiben, kann es sein, dass es eine Festnetznummer ist, also wirklich ur-alt, die man noch aus der Kindheit kennt. Da gäbe es die Chance eine Person zu addressieren, die vielleicht aus einer anderen Generation oder einem anderen Umfeld kommt als wir, die wir jetzt alle so akademisch sind und irgendwie so aus dem Kunstbereich. Das finde ich spannend. Wie erkläre ich dieser Person wo ich gerade drinstecke, in was für einer Kunstperformance und was ist das hier für ein Ort? Gleichzeitig ist es auch eine Chance anderen Leuten von diesem Ort zu erzählen, denn er ist ja auch erst einmal zugänglich für alle. Zu Inhalt würde ich sagen: In der einen Handlungsanweisung geht es genau darum. Am Ende bekommt man Zeit diesen einen Artikel noch einmal genau durchzulesen und man muss ihn auch noch einmal festhalten für ein Inventar, das wir hier zurücklassen. Da habe ich das Gefühl, das ist ein Moment, da kann es passieren, dass man sich mit dem Magazin verbindet und denkt, ah, ich habe Bock da weiter zu gucken, was für andere Inhalte es da gibt.

CK: Es gibt noch eine Kategorie “Wünsche für die Impossible Library”. Von der haben wir euch noch nicht erzählt bisher. Das ist einmal für den Zugang eine kleine Rampe zu bauen, um die Stufen zu überwinden, um hier rein zu kommen. Und dann werden wir auch noch eine Handlungsanweisung erstellen für Menschen, die nicht die Treppe zu den Magazinen hochgehen können. Die eine Person brauchen, die vermittelt. Und zum Inhalt – finde ich irgendwie eine lustige Frage – denn ihr seid ja mehrere Sammlungen, die ihr zusammengeschlossen habt, deswegen finde ich es auch so besonders aufregend, da rein zu gehen. Teilweise sind es spezifische Sammlungen zu Stadt, Strukturen, Geschichte, urbaner Raum, dann gibt es auch noch andere Sammlungen, die woanders anknüpfen. Welche Beziehung zum Inhalt würdet ihr euch denn wünschen? Oder wie seht ihr euren Inhalt selbst?

IL: Ich könnte jetzt nicht von dem Inhalt der Impossible Library sprechen, aber jedes einzelne Heft hat ja Inhalt. Ich glaube auch, dass diese beiden Punkte, Zugang und Inhalt, in dem Sinne zusammenhängen, weil Zugang zu Inhalt führt. Und gleichzeitig kann man auch überlegen wie Zugang zu Inhalt geschaffen werden kann oder Inhalt zugänglich gemacht werden kann. Das sind vielleicht alles unterschiedliche Kategorien. Ich glaube also nicht, dass es den Inhalt der Impossible Library gibt, aber man könnte sicherlich auch sagen, wie ihr vorhin auch gesagt habt, man könnte die Hefte kategorisieren, inhaltlich sortieren, und nicht über den Zugang die Sortierung vornehmen.

CK: Ah ja. Also, dass das alles precious ist, davon gehen wir natürlich zu 100% aus, weil es ist in der Impossible Library.

[alle lachen]

IL: Precious for whom?

CK: For everyone.

JN: Ich finde auch eure Sammlung ist sehr beeindruckend, da sind richtig tolle Magazine dabei, die ich so…

CK: … niemals sehen würde.

JN: Ja oder ich fand das auch so interessant, dass ihr spezifisch nach denen gesucht habt, als ihr mit dem Sammeln angefangen habt. Und das merkt man eurer Sammlung auch an. Das da sehr dezidiertes Wissen steht, was nicht in jeder Presse&Buch Bahnhofsabteilung zu finden ist. Das ist ganz toll.

IL: Wow. Damit hören wir auf.

[alle lachen]

JN: The life of things.

Mehr über die Künstlerinnen:
http://carolinekapp.org/
http://www.meinewunschdomain.com/about/
https://atelierautomatique.de/


Interview: Ina Römling und Torben Körschkes
Support: Nina Prader, Annika Dorau, Urs Spindler, Malte Spindler

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